Berichte über Veranstaltungen

7te Original äthiopische Kaffeezeremonie

Profi-Rösttrommel meets Blechtopf – ein Bericht von Frau Monika Empelmann

Ohne jede Vorkenntnis über den Hawelti e.V. haben wir uns zu einer Kaffeezeremonie bei unserem Haus- und Leibkaffeeröster Espressone angemeldet. Dort lag ein einfacher Flyer über eine original-äthiopische Kaffeezeremonie aus. Wir lassen uns ja gerne überraschen und – wie der Flyer versprach – auch noch für einen guten Zweck.

Interessiert haben wir uns einfach für eine andere Art von Kaffeetrinken und wurden dann aber auf eine spannende Reise mitgenommen nach Äthiopien: von der Wiege der Menschheit zu einem der ärmsten Länder der Welt, in dem die Menschen um die alltäglichsten Dinge kämpfen müssen: Wasser, Lebensmittel, eine Zukunft für ihre Kinder. Die Armut trifft – wie in allen anderen der ärmsten Länder der Welt – immer die Schwächsten: die Kinder.

Während die Kaffeebohnen in einem kleinen Topf über einer Gasflamme geröstet wurden, bekamen wir einen sehr persönlichen Einblick in den Alltag der Äthiopier, für die gemeinsames Kaffeetrinken einen sehr hohen Stellenwert in ihrem Alltag hat. Diese gibt es täglich bis zu dreimal und man unterhält sich über alltägliches oder über Probleme. Spätestens jetzt wird der Unterschied zu unserem „ich geh mal schnell einen Kaffee trinken“ offensichtlich: eine Kaffeezeremonie dauert in Äthiopien ungefähr 2 Stunden.

Wie gesagt: die Kaffeebohnen werden über der Gasflamme in einem kleinen Topf portionsweise geröstet. Für uns sieht dieser Topf aus wie eine Blechdose an die ein langer Griff gelötet wurde. Und die Gasflamme ist auch nur unseren Sicherheitsvorschriften geschuldet. Damit nicht jede Kaffeezeremonie von der örtlichen Feuerwehr besucht wird, wird auf das eigentlich übliche offene Feuer verzichtet.

Die Kaffeebohnen werden dann mit der Hand (heute von uns Besucherinnen und Besuchern) gemahlen. Das Kaffeepulver wird in die feuerfeste Kanne gefüllt und mit Wasser wieder über der Gasflamme erhitzt. Jetzt verstehen wir auch, warum die Zeremonie auf 25 Personen beschränkt ist: die Kanne ist nicht größer und es sollen doch alle gleichzeitig ihren Kaffee bekommen.

Das Kaffeekochen wird hier nicht über eine LED-touchscreen-Steuerung geregelt (Kaffee, Espresso, Espresso dopio, stark, normal, mild) sondern liegt in den Händen der erfahrenen Kaffeemeisterin. Der Kaffeeaufguss wird solange gekocht, bis er sie in Farbe und Konsistenz überzeugt. Die Kanne ein wenig stehen lassen, damit sich der Satz setzt und dann in die Tassen eingegossen (das erfolgt ohne Absetzen, damit der Kaffee „im Fluss bleibt“). Er schmeckt sehr intensiv, ist aber nicht bitter oder übermäßig stark. Lecker.

Bis jetzt erhielten wir schon einen Überblick über die Arbeit des Hawelti e.V., in welchem Zustand die Schule ist und dass es ein kleiner Erfolg war, dass die Schule 2009 und 2011 mit Geld aus Nürnberg Toiletten erhielt. Aber wir hörten auch, dass die Kinder mit enormen Problemen zu kämpfen haben: viele Kinder können nicht in die Schule kommen, weil sie mithelfen müssen, den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen. Oder wie werden vor Hunger krank und kommen nicht in die Schule. Und die, die kommen, schlafen häufig vor Hunger im Unterricht ein.

Während die zweite Runde Kaffee gekocht wird, erfahren wir, dass für diese Schule eine Küche gebaut werden soll. Wenn die Kinder zu essen bekommen, dann können sie mit ganzer Aufmerksamkeit dem Unterricht folgen und die Eltern haben einen guten Grund mehr, ihre Kinder zu schicken.

Der zweite Aufguss des Kaffees wird herumgereicht. Immer noch lecker, aber anders: irgendwie bitterer, aber auch dünner. Wieder lecker.

Herr Sulzer sammelt die Tassen wieder ein (das ist ein Unterschied zu Äthiopien. Dort sind allein die Frauen für das Kaffeekochen zuständig. Das ist eine feine Methode, damit sich die Männer raushalten können. Bei uns funktioniert das – Gott sei Dank! – nicht) und wir werden befüllt mit Informationen: die Pläne und die Kostenvoranschläge sind schon fertig. Jetzt fehlt nur noch ein klein wenig Geld und der Bau kann beginnen. Die Idee ist so einfach wie einsichtig: Die Summe von 20.000 Euro besteht aus vielen kleinen Euros. Und wenn viele Leute ein paar Euros geben, dann wird die Summe bald bei einander sein.

Wieder kocht ein Kaffeeaufguss über der Gasflamme und wir bekommen Antworten auf unsere Fragen:

  • es werden hauptsächlich Arabica-Bohnen angebaut, denen das Höhenklima (ca. 2000 m über NN) besonders guttut,
  • Äthiopien hat ca. 90 Mio. Einwohner und teilt sich in 3 grobe Regionen: Regengebiete im Süden, gemäßigte Zonen in Zentral-Äthiopien und Wüstengebiete im Norden
  • Axum liegt im Norden Äthiopiens
  • obwohl der Name Axum aus einem alten Wort für Wasser abgeleitet werden kann, ist die Region sehr Wasser-arm. Es gibt keine ausreichend öffentliche Wasserversorgung für die 63.000 Einwohner dieser Stadt

Jetzt ist der dritte Aufguss fertig: ein wenig dünner, aber angenehm zu trinken. So stelle ich mir einen Durstlöscher ohne blutdrucksteigernde Wirkung vor.

Wir sitzen und stehen und plaudern. Und wir tragen uns in die 10,00-Euro-Liste ein. Viele kleine 10,00-Euro-Happen machen HOFFENTLICH (!!) bald ein gutes Schulessen für die Kinder in Axum.

Herzlichen Dank an alle Organisatoren, die HAWELTI-Vertreter und die Gastgeber. Wir waren wirklich ein paar Stunden raus aus dem Alltag und freuen uns auf ein Wiedersehen (vielleicht bei der „BIO-erleben“ in Nürnberg!)

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