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Berichte über Veranstaltungen

Was heißt eigentlich Sláinte auf Äthiopisch? oder: 2. Hawelti-Benefiz-Whisky-Tasting ein riesen Erfolg Gedanken von Uli G.

Mein erstes äthiopisches Essen nahm ich in Wisconsin zu mir - genauer gesagt, in einem Restaurant namens "Horn von Afrika" in Madison, der Hauptstadt des US-amerikanischen Bundesstaates. Es war in vielerlei Hinsicht eine Zeit des Entdeckens, und gerade die kulinarischen Erfahrungen bereichern seitdem mein Leben.  Die zweite Begegnung verlief gefühlt noch authentischer - im "Herzen Afrikas", am Rande des Gutleutviertel in Frankfurt am Main. Zeltplanen, Sand, Kissen, so stellt sich doch der gemeine Mitteleuropäer das ostafrikanische Landleben vor.

Wie anders mutet doch dagegen das KUZ Muggenhof an: Werkshallenatmosphäre, Betonboden, Kunststofftische., immerhin dimmbare Lichteinheiten. Aber wir sind ja nicht wegen der Atmosphäre hier. Wir, das sind etwa 70 Bekannte, Kolleginnen und Freunde von Marcel und Niki, die mit ihrem Verein Hawelti e.V. das zweite Benefiz-Whisky-Tasting ausrichten. Neben den Whiskys aus Afrika bzw. mit Bezug zu Afrika gibt es eben auch noch original äthiopisches Essen - so original, wie es mit Zutaten in Deutschland eben zu kochen geht. Und wie es geht!

Doch zunächst - Marcel hatte uns vorgewarnt - gab es den Infoblock: Über eine Beamer-Fotoshow und Erzählung brachte uns ein begeisterter (und begeisternder) Gastgeber die Stadt Axun und das Projekt "Schulküche", welches der Verein vor Ort als nächste umsetzen wird, näher. Nun ja, Sand gibt es dort in der Tat, die Häuser sind jedoch weniger aus Zeltplanen, und mit Lagerfeuerromantik hat das Leben im nordöstlichen Teil Äthiopiens auch wenig zu tun. Aber das Vorhaben scheint solide geplant, die beiden und ihre Helfer wissen, worauf sie sich vor Ort einlassen, und Bildung ist das beste, was man in der heutigen Zeit unterstützen kann.

Die Hälfte der Gäste, die "nur" zum Essen gekommen sind, muss sich auch danach noch in Geduld üben. Jetzt ist erst einmal der Whisky dran, das "Wasser des Lebens", von dem Charles Schumann in seinem American Bar Handbuch schreibt: "Keiner Spirituose wird so viel 'Ehrfurcht' entgegengebracht wie dem Whisky. Wenn man sich zu ihm bekannt hat, duldet man keine Götter mehr neben ihm!"

Der erste Whisky des Abends, Bain's Cape Mountain aus Südafrika, ein Single Grain, der in Bourbonfässern gereift ist, lässt sich gleich mal ganz gut an - karamellig, leichte Noten von irgendwas blumigem, geht ausgedehnt ab und hinterlässt ein angenehm warmes Gefühl. Wenn das die Messlatte für den Abend ist, dann - holla - erwartet uns ja noch so einiges.

Doch schon der zweite kommt zwar aus, mir aber sicherlich nicht in die Tüte: Bond 7, von einem Abfüller aus Nairobi, Kenia, der zum Großkonzern Diageo gehört. Bei uns kommt er natürlich aus der Flasche. Ich wärme ihn an, halte meine Nase drüber - nichts. Hm. Ich halte ihn noch eine Weile, Handwärme soll ja die Aromen freisetzen, so hörte ich mal, nehme noch ein Näschen voll - wieder nichts. Ich halte, langsam etwas verzweifelt, meine Hand über das Glas, vielleicht ist das Aroma ja so flüchtig. Alles nutzt nichts. Und der erste Schluck bestätigt: wo nix is, kann nix kommen. Schmeckt ein bisschen nach Kaugummi.... Auch am anderen Ende des Tisches ist man sich einig: "Der erste war viel besser wie der!"
Der letzte Kandidat in der ersten Runde stammt aus der James Sedgwick Distille, ist ein Special Release aus südafrikanischem Grain und schottischem Grain und Malt. Gelagert wurde er sechs Monate in Bourbonfässern. Mit etwas Handwärme kommt das Aroma, er wirkt insgesamt milder als der erste. Man merkt den Bourbon, später im Abgang schmecke ich leicht fruchtige Noten.

Jetzt hat auch das Warten der Essensgäste ein Ende. Wir schlemmen Yebere Key Wet (Rindfleischsauce) in etwas scharf und etwas weniger scharf, Shiro Wet (Kichererbsenmus), Alicha Wet (Gemüsesauce), Mesir (Rote Linsensauce) und Gomen (Grünkohlsauce), das Ganze mit den Händen zu greifen mithilfe von Injera, dem äthiopischen Fladenbrot aus Sauerteig. So schmeckt mir sogar Grünkohl! Und alles ist so lecker, dass wir uns in Geduld Übenden, die wir uns erst später angestellt haben, mit den ersten Wiederholungsessern fast schon in einem Verdrängungswettbewerb begeben müssen. (Danke fürs Einsehen haben und Vorlassen an die Unbekannte!)

Trotzdem freuen wir Whiskyisten uns auf die zweite Runde. Mit dem zweiten Three Ships, dem fünfjährigen, geht es weiter. Hier zeigt sich leichter Torf, wie wir feststellen, beziehungsweise kommt doch deutlich und lässt sich erst mit ein, zwei Tropfen Wasser wieder einfangen. Die Distillery selbst beschreibt ihn als "full peaty character lingers with fruit an ends with warm spice" (der volle torfige Charakter verweilt mit Frucht und endet mit warmen Gewürzen).

Jetzt kommen wir langsam nach Schottland - ein Speyside, Alambic Classique Collection Special Vintage Highland Single Malt, der in südafrikanischen Sherryfässern gelagert wurde. 22 Jahre! Es gibt nur 272 Flaschen, und er ist nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert. Glückliches Schmatzen macht sich breit, alle schmecken verträumt dem Abgang nach. Wieder ist das etwas Karamell, aber auch etwas rauchiges. So etwas bekommt man nicht alle Tage. Zudem hat er etwas mit Kingussie zu tun, einer kleinen schottischen Stadt mit einem lustigen Namen, in der ich mal einige Tage verbracht habe, damals als... doch ich schweife schon wieder ab. Übrigens kein Wunder bei diesem feinen Mund-Werk.

Clynelish, 19 Jahre, 54,6 % in Sherryfässern gereift, macht den Abschluss der zweiten Runde. Die Distille gehört heute auch zu Diageo, die haben also auch richtig gutes Zeug im Sortiment. Der Abfüller, auch etwas Besonderes, ist der älteste unabhängige Abfüller Schottlands. Der letzte Offizielle kommt "ölig-quarzig" rüber, rund, weich, leichtes Salz im Abgang - so der Eindruck in meiner Nachbarschaft.

Leicht geplättet von den geschmacklichen Berg- und Talfahrten (eigentlich nur Berg!) lassen wir alle Eindrücke sacken. Beziehungsweise, wollen wir, doch schon kommt eine unerwartete dritte Runde - Whiskyversteigerung, die erste, und später die zweite - beide zugunsten von Hawelti. Ein Dank an die edlen Spender - sowohl die Whiskyfreunde Noris, die eine letzte Flasche Young Casks Franconian Organic Single Malt Whisky zu Verfügung stellen, als auch an Tom, der das Clubspiel zwar dem Tasting vorgezogen hat (klar, wenn der Club schon mal 2:0 gewinnt), dann aber eine Flasche seiner eigenen Kreation Quarter Cask Zirndorf Single Malt vorbeibringt, damit auch diese versteigert werden kann.

Und natürlich auch den mindestens ebenso edlen Spenderinnen, von denen zumindest eine nun völlig unverhofft neu in die Whiskywelt eingestiegen ist - die insgesamt 275.- Euro sind von den beiden Damen mit Sicherheit gut investiert.
Nach diesen Höhepunkten sind nun endgültig die meisten gesättigt von den vielfältigen Eindrücken, dem leckeren Essen, dass von Niki und Helena in sicherlich tagelanger Arbeit gezaubert wurde, von den herrlichen Lebenswassern und nicht zuletzt von dem Projekt, um das es bei aller kulinarischen Vielfalt letztendlich auch ging.

Vielen Dank an alle Mitwirkenden und Gäste, ihr habt ganz wunderbar zum Gelingen dieses Abends beigetragen!

Kleine Ergänzung von uns, dem Hawelti e.V.:

Wir freuen uns über die so vielen positiven Rückmeldungen!
Der Abend konnte nur so erfolgreich werden, weil wir ganz viele Helfer hatten.
Bei diesen Helferinnen und Helfern möchten wir uns bedanken:

  • Steffen von den Whiskyfreunden Noris – er hat monatelang recherchiert und eines Teil des Whiskys besorgt; uns durch den Abend geführt und eine Flasche vom „Young Casks Series N°1“ (Privat Cask Bottling for Whiskyfeunde Noris) gespendet, die wir versteigern konnten und dessen Erlös direkt in unsere Projekte fließt
  • Tom, der ebenfalls eine Flasche Whisky gespendet hat für eine Versteigerung und dessen Erlös ebenfalls direkt in unsere Projekte fließt
  • Helena von Abaynesh Childrens – sie hat einige der leckeren Speisen gekocht
  • Kulturwerkstatt Muggenhof, die uns die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat und von der sich eine Kollegin zur Verfügung gestellt hat, uns an diesem Abend zu begleiten
  • Selam vom Hawelti e.V., die ebenfalls gekocht und uns den gesamten Abend geholfen hat
  • Uli für diesen tollen Bericht
  • UND NATÜRLICH bei allen Gästen, ohne die es nicht zu diesem schönen Abend hätte werden können!

Wir werden auch 2017 wieder ein Whisky-Tasting anbieten und freuen uns schon jetzt darauf.

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